Gebührenboykott - Informationen zum Kampf für Gebührenfreiheit an der Universität Hamburg

Wer hat hier ein Privileg?

"Ein Studium lohnt sich! Und zwar nicht nur ideell, sondern auch als Investition in die eigene Zukunft. Akademikerinnen und Akademiker haben nach OECD-Angaben durchschnittlich ein um 60 Prozent höheres Einkommen als Beschäftigte mit Abitur, aber ohne Studienabschluss. Die Arbeitslosenquote bei Akademikern liegt unter fünf Prozent - gegenüber rund zehn Prozent insgesamt. Ein Studium führt in spannende Berufs- und Arbeitsfelder und trägt damit auch zu mehr Lebensqualität und Zufriedenheit bei. Deshalb ist es fair, wenn Studierende einen moderaten Beitrag zu den Kosten ihres Studiums leisten."
Senatsbroschüre für Studiengebühren, 2007

„Nach Kursgewinnen von bis zu 600 Prozent von März des Jahres 2003 bis in den Mai des laufenden Jahres ist die Aktie des Rüstungsunternehmens und Automobilzulieferers Rheinmetall in den vergangenen Monaten etwas volatiler geworden. / Nettes Umsatz- und überproportionales Gewinnwachstum / So konnte das Unternehmen in diesem Zeitraum den Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um 10,5 Prozent auf 2,84 Milliarden Euro steigern. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen legte um 41,4 Prozent zu auf 157 Millionen Euro [...].“
Rheinmetall profitiert von robustem Rüstungsbereich, FAZ, 13.11.2007

Ausbeutung lohnt sich. Dafür machen sich z.B. die Eigner des Rheinmetall Konzerns weltweit 18.800 Beschäftigte zu Nutze: Akademiker, Abiturienten ohne Studienabschluß, Menschen ohne Abitur und solche ohne jeglichen Schulabschluß. Also eigentlich jeden. Die wirklich Privilegierten sind diejenigen, die in der Lage sind, auf anderer Leute Kosten Geschäfte zu machen. Dieses Privileg ist dringend zu knacken.

Der Hamburger CDU-Senat ist ein großer Freund dieses Vorrechts und fördert es durch seine kaptialfromme Politik. Zugleich soll mit der so hervorgebrachten sozialen Verunsicherung eingeschüchtert werden gegen die wachsende Kritik an dieser Politik: Wenn es allen schlecht geht, soll der froh sein, dem es nicht ganz so schlecht geht. Das Privileg der Studierenden sei es, sich von ganz unten abgrenzen zu dürfen (dafür habe man schließlich gezahlt), indem sie sich unter die abstrakten Leistungs-, Konkurrenz- und Verwertungsanforderungen beugen. Für die magere Perspektive nicht ganz so schnell arbeitslos zu sein, für potentiell ein wenig mehr Gehalt, und um hier und da mal einen Lichtblick im ansonsten tristen Arbeitsleben zu haben, soll man dankbar sein. Man gibt jedoch nicht „der Gesellschaft“ etwas zurück, indem man dienstfertig für die Gesellschafter von Rheinmetall und Co knechtet. Sinnvolle Bildung und Wissenschaft leisten einen Beitrag zu gesellschaftlichem Fortschritt für alle.

Überwindung der Massenarbeitslosigkeit durch Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, sinnvolle Arbeit und kritische Bildung für alle sind notwendige Reformen, die zu erkämpfen man sich nicht schämen muß. Die Beseitigung der Gebührenpflicht für mehr Muße zum kritischen Gesellschaftsbezug gehört in diese Reihe. Der solidarische Boykott ist gesellschaftliche Opposition.

http://www.gebuehrenboykott.de/artikel_118.html [Stand 28. November 2007]